John M. Armleder




*1948 in Genf, 


ist ein Schweizer Konzeptkünstler, Performance- und Objektkünstler, Maler, Bildhauer und Kunstkritiker. Er entwickelt minimale Eingriffe ebenso, wie raumfüllende Installationen.

Leben und Werk

John Michael Armleder entstammt einer Genfer Hotelierfamilie. Sein Urgroßvater Richard Rodolphe Armleder gründete 1875 das Genfer Luxushotel Le Richemond, in dem John seine Jugend verbrachte. Mitte der 1960er Jahre hatte er seine ersten öffentlichen Auftritte als Musiker und mit Happenings, die von der Musik John Cages beeinflusst waren. Von 1966 bis 1967 studierte er an der Ecole des Beaux-Arts in Genf und war an Fluxus-Aktionen beteiligt. 1969 besuchte er die Glamorgan Summer School in Wales/Großbritannien. Im gleichen Jahr gründete er zusammen mit Patrick Lucchini und Claude Rychner, mit denen er seit seiner Kindheit befreundet war, die Fluxus-„Groupe Ecart“. Die Gruppenmitglieder produzierten unter anderem zahlreiche Super-8 Filme. Aus der „Groupe Ecart“ ging die, von 1973 bis 1980 bestehende, „Galerie Ecart“ hervor, die in Genf Ausstellungen und Performances von unter anderen Joseph Beuys, John Cage und Andy Warhol veranstaltete. 1978 und 1979 erhielt er das Eidgenössisches Kunststipendium. Ende der 1970er Jahre entfernte er sich von der Fluxus-Bewegung und begann reduzierte, flächige, am Minimalismus orientierte Bilder zu malen, bei denen er nicht nur die klassische Leinwand, sondern auch Lochplatten und alte Möbelstücke als Malgrund einsetzte. Er malte, die Kunstgeschichte zitierend, abstrakte Bilder, die er mit gebrauchten Wohnungseinrichtungen in Rauminstallationen kombinierte und die sich dem Kitsch nicht entzogen.
In den 1980er Jahren entwickelt Armleder die "Furniture Sculptures", die Fragen des Ready-made aufgriffen. 1987 kaufte der Künstler bei einem Altmöbelhändler ein Wandregal, auf dem mehr als fünfundzwanzig gebrauchte Stühle ausgestellt waren. Regal und Stühle brachte er in eine benachbarte Galerie, wo sie anschließend als Werk FS 172 in einer Ausstellung präsentiert wurden. Drei aufrecht stehenden Teppichrollen (FS 234) erwarb er 1990 als Restposten aus einem Laden und nahm „Sylvie Fleury beim Wort, als sie ihn darauf hinwies, dass die Teppichzylinder wie Objekte für eine Ausstellung aussahen. Nach Aussage des Künstlers sein erstes Werk, das er weder produziert noch dazu die Idee hatte.” Hier, wie in seinen weiteren Werken setzte er „ein beständiges Wechselspiel in Szene, zwischen Kunst und Leben, zwischen High und Low, zwischen Ironie und Pathos. Ein spannendes Spiel mit Assoziationen und Kunstgeschichte, das seine Nähe zur Ästhetik von Dada und Fluxus bis heute nicht verleugnet.”
Für galeriefüllende Environments in der Tate Gallery, Liverpool arrangierte er 2005 zum Beispiel ausgestopfte Waldtiere, laufende Fernsehgeräte, Spiegel, Blumensträuße, Weihnachtsbäume, Holzscheide, blinkende LCD-Lampen und Tierfelle und gruppierte sie zu irritierenden Rauminstallationen Für das Objekt Flash. Flash. Flash., 2004 Höhe 461 × Tiefe 600 × Länge 520 cm, ausgestellt 2005 im Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe, setzte er für eine Raumskulptur fünf Lichtbäume, Leuchtstäbe, LEDs, Metall, Kunststoff, Kabel und Transformatoren ein und ließ die Lichtfolge programmieren.
Er lehrt an der Ecole cantonale d’art (ECAL) in Lausanne und ist bereits seit 1995 Professor an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Von 1992 bis 2000 war er Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission. Armleder lebt in New York und in Genf. Seit 1990 wohnte er mit der Künstlerin Sylvie Fleury in der Villa Magica, einem altes Stadthaus am Rande von Genf. Fleury wurde 1990 Armleders Assistentin, sie kam durch ihn zur Kunst. 2004 gründete er mit Sylvie Fleury und seinem Sohn Stéphane Armleder (*1977) das Genfer Plattenlabel Villa Magica Records. Stéphane (alias John B. Rambo, alias The Genevan Heathen) ist deren künstlerischer Leiter und zugleich für den Vertrieb des Labels Record Company Records aus Roxbury, Massachusetts (USA) verantwortlich. Beide Labels bringen unter anderem CDs und LPs von John Armleder und Sylvie Fleurys, von Gerwald Rockenschaub und John B. Rambo heraus.

Ausstellungen (Auswahl)

  • 2006: Tate Gallery, Liverpool
  • 2005: ZKM Karlsruhe
  • 2000: Museum of Modern Art, New York, Open Ends
  • 1991: Metropolis, Berlin; Biennale in Lyon
  • 1987: Documenta 8, Kassel
  • 1986: Biennale Venedig (Schweizer Pavillon); Prospekt, Frankfurt am Main;

Literatur (Auswahl)

  • John M. Armleder (Ausstellungskatalog). Texte von Maurice Besset, Suzanne Page, Dieter Schwarz, Kunstmuseum Winterthur, 1987
  • Margrit Brehm. John Armleder: At Any Speed. (mit Textbeiträgen von Axel Heil u. a.). Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit, 1999
  • Ellen de Bruijne, John M Armleder: Pour Paintings 1982–1992. Centraal Museum, Utrecht 1992
  • Charles Goerg, John M Armleder: Furniture Sculpture 1980–1990 (mit Textbeiträgen von John Armleder, Claude Ritschards), Musée Rath, Genf, 1990
  • Adolf Krischanitzh: To Choose, Arbeiten 1969–1992 (mit Textbeiträgen von John Armleder, Derek Barley u. a., Wiener Secession, 1993